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Meister Eckhart: Predigt 27 (DW II)

Enthalten in: Berlin, Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz. Ms. germ. oct. 65
Predigten, Traktate und Sprüche aus dem Kreise der Mystiker (Mystische Sammelhandschrift mit Predigten, Traktaten und Sprüchen)
lfd. Nr.:44
Zählung lt. Katalog:B XL,13
Foliierung:56r–59r
Verfasser:Meister Eckhart
Bezeichnung/Überschrift:Predigt 27 (DW II)
Incipit:»Hoc est praeceptum meum vt diligatis in vicem« etc. Ich han drv` wortelin gesprochen in der latin. Das erst woertelin das vnser herre sprichet: »Das ist min gebot das ir vnder ein ander minnet als ich v`ch geminnet han.« Ze dem andern sprichet er: »Ich han v`ch gesprochen min frv`nde wan alles das ich ie gehoert han von minem vatter das hab ich v`ch geoffenbart.« Ze dem dritten sprichet er ...
Texttyp:Predigt
Anlass:C 2
Thema/Regest:Die Predigt weist viele inhaltliche und textliche Übereinstimmungen mit den Predigten Quint, DW II, Nr. 25 und 26 auf. Der Aufbau der Predigt folgt den eingangs zitierten Schriftstellen, die weiter zerlegt werden: Der erste Teil der Predigt setzt im Anschluss an Jo 15,12 ein mit einer Erläuterung zum Begriff der Liebe, zum Gebot und zum Problem, sich gegenseitig zu lieben, wie Gott den Menschen geliebt hat. Im Vordergrund steht dabei der Gedanke, dass alle Liebe dem Hl. Geist entspringt und insofern nicht auf etwas Bestimmtes außer Gott gerichtet sein kann. Ist der Mensch in dieser Liebe auf Gott bezogen, vermag er sich nicht mehr von ihm abzuwenden. Das Begehren der Liebe ist jedoch nicht auf den Menschen beschränkt: Auch Gott begehrt unsere Gleichheit mit ihm; eine Gleichheit, die sich in der Liebe wie die Gleichheit und Einheit zwischen Mann und Frau konstituiert, die also ein gegenseitiges Ineinander meint. Der zweite Teil der Predigt, der von Jo 15,15 ausgeht, leitet eine neue Perspektive ein und integriert den liebenden Menschen ins trinitarische Schema: Der Hl. Geist, das heißt die Liebe, entspringt dem Sohn, der Geburt Gottes, in der sich Gott vollkommen ausspricht. Diesem Gebären Gottes ist das Geboren-Werden komplementär: Je mehr der Mensch sich Gott öffnet, desto mehr öffnet sich Gott dem Menschen. Der Schlussteil führt nur fragmentarisch über das Zitat Jo 15,16 hinaus, indem er die apophatische Dimension des menschlichen Sprechens und Erkennens hervorhebt: Niemand außer Gott kennt die Frucht göttlicher Auserwähltheit, in die der Mensch im dargestellten Eingehen in den Kreis der Trinität gelangt. (Largier I, S. 953f.)
Bibelstellen:Io 15,12
Schlagworte:
  • Intentionalität
  • Liebe
  • Trinität
  • unio mystica
Edition:Quint, J./Steer, G. (Hg.), Meister Eckhart, Die deutschen und lateinischen Werke, hg. im Auftrag der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Abt. I: Die deutschen Werke, Stuttgart 1936ff., DW II, 27, S. 37–55 (kritische Ausgabe unter Berücksichtigung dieser Handschrift).
Literatur:
  • Albert, K., Meister Eckharts These vom Sein. Untersuchungen zur Metaphysik des Opus tripartitum, Saarbrücken 1976, S. 204.
  • Largier, N. (Hg.), Meister Eckhart, Werke, Bd. I (Deutscher Klassiker Verlag im TB 24), Frankfurt a.M. 2008, S. 953–957.
  • Largier, N. (Hg.), Meister Eckhart, Werke, Bd. II (Deutscher Klassiker Verlag im TB 25), Frankfurt a.M. 2008, S. 1022.
  • Libera, A. de, Introduction à la Mystique Rhénane. D'Albert le Grand à Maître Eckhart, Paris 1984, S. 289 und Anm. 195.
  • Quint, J./Steer, G. (Hg.), Meister Eckhart, Die deutschen und lateinischen Werke, hg. im Auftrag der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Abt. I: Die deutschen Werke, Stuttgart 1936ff., DW II, S. 38f.
  • Schiewer/Mertens, Repertorium 1,2, S. 512 und 525.
  • Theisen, J., Predigt und Gottesdienst. Liturgische Strukturen in den Predigten Meister Eckharts (EHS I, Bd. 1169), Frankfurt a. M./Bern 1990, S. 243–247.
Sonstiges/Bemerkungen:1. 56r Eintrag Sudermanns: Fol: 282. (bezieht sich auf den Basler Tauler-Druck, vgl. Largier II, S. 1022). – 2. Nota-bene-Zeichen bei 56v Die meister sprechent (S. 43, Z. 1), 57r Der einen gvoten menschen vraget (S. 45, Z. 9) und 58v Allein dv des sprechennes ... (S. 52, Z. 11). (Schiewer/Mertens, Repertorium 1,2, S. 525)
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Eingestellt am: 02. Mär 2010 12:34
Letzte Änderung: 20. Mär 2012 19:10
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