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Engelhart von Ebrach (Pseudo): "Das Buch der Vollkommenheit" (enthält Exzerpte aus Meister Eckhart, Pr. 5b und das Exempel "Meister Eckhart und der nackte Knabe" sowie weiteres Streugut)

Enthalten in: München, Bayerische Staatsbibliothek. Cgm 116
[Pseudo-Engelhart von Ebrach, Das Buch der Vollkommenheit (Bearb. C) sowie weitere geistliche Sprüche und Traktate]
lfd. Nr.:1
Zählung lt. Katalog:1
Foliierung:1r-135v
Verfasser:Engelhart von Ebrach (Pseudo)
Bezeichnung/Überschrift:"Das Buch der Vollkommenheit" (enthält Exzerpte aus Meister Eckhart, Pr. 5b und das Exempel "Meister Eckhart und der nackte Knabe" sowie weiteres Streugut)
Incipit:Unsers herren leichnam wurket dise achczehen dink an der sel. Das erste ist daz er den vinstern mu°t erlew¨chtet al ein lucerne...
Texttyp:Traktat
Parallelüberlieferung:München, Cgm 172; Karlsruhe, LB, St. Georgen cod. Pap. germ. LXXVIII, 94v-166v; Augsburg, UB, Cod. III.1.4° 32, 2r-78v; München, Cgm 181, 1r-112v
Literatur:
  • Honemann, V., 'Engelhart von Ebrach', in: 2VL 2 (1980), Sp. 555f. (nennt diese Hs. neben München, Cgm 172 als vollständigste Überlieferung des Textes)
  • Quint, J., Die Überlieferung der deutschen Predigten Meister Eckeharts, Bonn 1932, S. 932.
  • Spamer, A., Zur Überlieferung der Pfeifferschen Eckharttexte, in: PBB 34 (1909), S. 307-420, hier S. 327.
Sonstiges/Bemerkungen:Petzet führt in seinem Katalog die einzelnen Textteile des 'Buchs der Vollkommenheit' auf. Schneider gibt genau an, welche Stücke von Eckhart kompiliert wurden:
"Die Eckhart-Exzerpte haben unter allen Texten der Spruchsammlung begreiflicherweise die größte Aufmerksamkeit gefunden, seit Spamer auf sie aufmerksam machte. Meister Eckhart, in der Bearbeitung C Erhart, ist als Autor der Sprüche Nr. 35, 37 und 145 genannt; anonym sind dagegen der Schlußsatz in Nr. 34 und vor allem die Exzerpte Nr. 134, 139 und 142 aus der Predigt 5 b 'In hoc apparuit' überliefert, aus der der Redaktor vor- und zurückspringend, kürzend und umformulierend einzelne Sätze auswählte. Ferner sind in diesem Zusammenhang die Eckhartlegende 'Meister Eckhart und der nackte Knabe' (Nr. 144) und wenige Anklänge an eckhartische Sätze in Nr. 141 zu nennen sowie Nr. 44, ein Teilstück aus dem noch von Pfeiffer Meister Eckhart zugeschriebenen Traktat 'Schwester Katrei', dessen Entstehung um 1320 in Straßburg angenommen wrid. Das erste der beiden Textstücke aus dem Traktat, die 'Zehn Punkte' hatte O. Simon als ursprünglich selbständigen und vielfach einzeln überlieferten Text erkannt, der erst nachträglich als Plusstück in den Traktat eingefügt worden war. Alle in der Literatur aufgeführten Einzelüberlieferungen der 'Zehn Punkte' weisen allerdings die 'Schwester Katrei'-Fassung auf, während der Text der Spruchsammlung stark abweicht, vor allem gekürzt ist und die Punkte 2, 3, 4, 6 und 7 untereinander vertauscht. In einer ebenso kürzend bearbeitenden Fassung, die wohl dem Redaktor der Spruchsammlung zuzuschreiben ist, schließt sich an die 'Zehn Punkte' die Fortsetzung des Traktats an. H. Neumann identifizierte in Hs. K das Exzerpt aus dem 'Fließenden Licht der Gottheit' der Mechthild von Magdeburg, Nr. 133 der Spruchsammlung. Darüber hinaus ließen sich kleine Übereinstimmungen mit Mechthildtexten in Nr. 32 und 104 auffinden. Die Spruchsammlung enthält in ihrem ersten Teil weitere Textsplitter aus Schriften dominikanischer Mystiker: zwei kurze Exzerpte stammen aus dem Traktat 'Von zwei Wegen' des Johannes Franke (Nr. 114 II); Nr. 138 ist exzerpiert aus einer Predigt des Johannes von Sterngassen. Als Nr. 124 ist ein Textstück aus Seuses Brief 11 des 'Großen Briefbuchs' eingefügt. Solche Texte konnten dem Kompilator der Spruchsammlung bereits als Exzerpte vorgelegen haben: sowohl das Sterngassen-Zitat, als auch Teilstücke aus dem 11. Seuse-Brief sind mehrfach einzeln überliefert. Nr. 48 stammt aus einer Bearbeitung von 'Leben und Offenbarungen' der Elsbeth von Oye, einem Text, der wohl bald nach dem Tod der Schweizer Dominikanerin (t um 1340) entstand und schon frühzeitig, wie z.B. in dem mit M1 und H etwa gleichzeitigen Cgm 717 v. J. 1348, 82r-84r, in Streuüberlieferung verbreitet war. Der Redaktor fügte den ursprünglichen vier Punkten des Textstücks einen fünften bei, der inhaltlich wie stilistisch vom Originaltext stark abweicht, und übernahm ein weiteres kurzes Exzerpt aus der gleichen Vorlage; er verarbeitete mit diesem Text die damals neueste Literatur. Dem Redaktor des ersten Teils der Spruchsammlung scheint auch die zisterziensische 'Heilige Regel für ein vollkommenes Leben' vorgelegen zu haben, mit der Nr. 14 übereinstimmt; wegen der bruchstückhaften Überlieferung dieses mittelfränkischen Traktats aus dem 13. Jh. ist nicht festzustellen, ob noch weitere Sprüch daraus exzerpiert sind. Franziskanische Texte sind dagegen als Quellen auffallend selten benutzt worden, ganz im Gegensatz zu der älteren Spruchsammlung 'Baumgarten geistlicher Herzen'. Exzerpte aus Werken Davids von Augsburg sind nicht nachzuweisen; Texte aus dem Umkreis Berholds von Regensburg sind nur vertreten in Nr. 18, den 'Viererlei Gedanken', die aus dem Berholdcorpus Y 70 stammen, und in Nr. 150, einer Kurzfassung von Corpus X 65. Namentlich ist Bru°der Berhtolt nur einmal in dem unechten Berthold-Exempel Nr. 65 genannt, das ausschließlich hier in der Spruchsammlung überliefert zu sein scheint. Lediglich drei Sprüche, Nr. 8, 9 und 224 zeigen teilweise Übereinstimmung mit Texten im 'Baumgarten geistlicher Herzen'. Nur in der Spruchsammlung erscheinen einige Namen und Texte von sonst nicht nachweisbaren Autoren. Unter ihnen hat Hermann von Linz, der Verfasser einer kurzen Sentenz über das Leiden (Nr. 39), einen gewissen Bekanntheitsgrad erhalten. Meister Dietrich wird als Autor des Spruchs Nr. 40 II nur in M1 und der Streuüberlieferung der Fassung A in Augsburg UB III.1.8° 22 namentlich genannt. Gänzlich unidentifizierbar bleiben Der Flemit, auch Fleminck, Flemming in Nr. 38 II, in dem man einen vlämischen Autor vermuten könnte, und Der Rubit, der nur in Fassung A mit Namen erscheint. Im zweiten Teil der Spruchsammlung ist dominikanisches Schrifttum durch eine Reihe von Exzerpten aus dem 'Compendium theologicae veritatis' des Hugo Ripelin von Straßburg vertreten; die Auszüge stammen aus Buch III 13 (Nr. 181), III 18 (Nr. 180), V 2 (Nr. 179), V 5 (Nr. 184), V 9-10 (Nr. 183) und V 28 (Nr. 166). Diese deutschsprachige Rezeption des weitverbreiteten lateinischen Compendium war bisher nicht bekannt. Als eventuelle deutsche Vorlage könnte die ostfränkische, um 1300 entstandene Teilübertragung in Frage kommen, deren ältester Handschrift Wien 12906 allerdings die Kapitel III 13 und 18 fehlen. Als Werk eines zisterziensischen Autors gelten die St. Georgener Predigten: aus Predigt 41 in Rieders Edition stammt das Exzerpt Nr. 214, aus 64 Nr. 213. Die deutsche Übersetzung der 'Epistola ad fratres de Monte Dei' des Zisterziensers Wilhelm von St. Thierry war die Quelle des Spruchs Nr. 171; die einzige erhaltene Handschrift dieser Verdeutschung, Karlsruhe Hs. Donaueschingen 421, nordschwäbisch aus dem frühen 14. Jh., kam aus dem Besitz der Katharina Tucherin ins Nürnberger Katharinenkloster. Das Exzerpt in der Spruchsammlung belegt die einstige weitere Verbreitung der Übersetzung. Der Text Nr. 149, der die Begriffe Cogitatio, Meditatio, Contemplatio und Iubilatio erklärt, findet sich auch im Traktat von den 'Sechs Namen des Fronleichnams' des Mönchs von Heilsbronn. Aus den 'Verba seniorum' der 'Vitaspatrum' stammen schließlich die Exempel Nr. 161, 165, 168, 176 und 177 in einer Verdeutschung, die nicht mit der ältesten bekannten Gesamtübersetzung identisch ist. Unter den patristischen Dicta, die vor allem im zweiten Teil der Spruchsammlung häufig sind, steht Berhard von Clairvaux mit neun Zitaten an erster STelle; es folgen Augustinus mit sechs, Gregorius udn Hieronymus mit je fünf Dicta, je einmal werden Ambrosius und Hilarius zitiert. Die Bedeutung vor allem des ersten Teils der Spruchsammlung beruht jedoch weniger auf den auch in anderen zeitgenössischen Kompilationen, etwa Spamers Mosaiktraktaten, tradierten Exzerpten bekannter Autoren und Texte; interessant ist sie vielmehr als Sammelbecken älterer geistlicher Kleintexte. Der Redaktor scheint zu Beginn seiner Arbeit geradezu eine Zusammenstellung solcher Texte geplant zu haben. Vor allem für die Texte zwischen 146-154 lassen scih ältere Fassungen feststellen, deren Umarbeitung auf den Redaktor der Spruchsammlung zurückgehen dürfte. Unter den relativ spärlich erhaltenen Hss. des 14. Jh.s, die solche Vorlagentexte überliefern, ist Cgm 100 der Bayerischen Staatsbibliothek München besonders ergiebig. Die Hs. ist ins 2. Viertel des 14. Jh.s zu datieren; sie enthält auf Bl. 10r-110r die 'Sechs Namen des Fronleichnams' des Mönchs von Heilsbronn, auf dessen Umkreise sie, ihrer nordbairisch-ostfränkischen Schreibsprache zufolge, auch stammen dürfte; vom gleichen Schreiber folgt ab Bl. 110v eine Sammlung kurzer Traktate und Sprüche, die als Vorläufertexte auch dem Kompilator vorlagen: aus einem Traktat von Tugenden (Cgm 100, 111v-114r) stammt Nr. 4,1-3, aus einem Traktat vom Gebet (114v-117v) Nr. 4,5-10 und 117 I, aus dem Traktat von Gelassenheit und Verworfenheit (124r-125v) Nr. 22, die 'Zeichen der Minne' (121r-123v) wurden als Nr. 146 übernommen. Auch Nr. 5-11, 13-18 und 22 der Spruchsammlung stehen in älterer Fassung in Cgm 100. Bis ins späte 13. Jh. lassen sich die Texte Nr. 15, 34 und 51 zurückverfolgen, ihre Vorläufer sind in der rheinfränkischen Hs. 494/1596 8° der Stadtbibliothek Trier überliefert; die ältere Fassung von Nr. 148 steht in Cgm 142, 43r-44r, einer südthüringisch-ostfränkischen Sammelhs. In mgo 65 der Echkharths. B2 (elsässisch um Mitte-3. Viertel des 14. Jh.s), stehen die Vorläufertexte von Nr. 45-46 (5v), Nr. 121, 123, 148 und 154 (105r-106v). Cent VI 91 der Stadtbibliothek Nürnberg (nordalemannisch-südrheinfränkisch um Mitte 14. Jh.s) überliefert ältere Fassungen von Nr. 14 (11v-12v) und Nr. 48 (169r); Mainz, Stadtbibliothek I 221 (rheinfränkisch, 3. Viertel des 14. Jh.s) enthält Vorläufertexte von Nr. 150-154 (zwischen 86v-90v). Die Konzentration dieser älteren Vorläufertexte im rheinfränkisch-ostfränkisch-nordbairischen Raum stützt die Lokalisierung der ursprünglichen Fassung A der Spruchsammlung in dieses Sprachgebiet. Auch diese älteren Vorläufertexte haben unabhängig von der Bearbeitung durch den Spruchsammlungsredaktor ihre eigene Überlieferungsgeschichte und erscheinen häufig handschriftlich als Streugut in weiterveränderter Form; vor allem betrifft dies die Textnummern 5-18, 22, 26-28, 41-42, 45, 51, 117, 121, 148, 150-154 und 233 und gilt speziell für die bekannten und beliebten Texte wie 'Die fromme Müllerin' (Nr. 28), die 'Goldene Kette' (Nr. 42), die 'Neun Punkte' (Nr. 27), die '16 Nutzen' (Nr. 45) oder die Sprüche der Meister (Nr. 26, 41), die in verschiedenen Fassungen handschriftlich vorliegen, deren Ursprünge aber bisher kaum geklärt werden konnten. Für den überwiegenden, vor allem im zweiten Teil der Spruchsammlung bleiben allerdings vorerst die Quellen unidentifiziert. Es ist zu hoffen, daß sich aus der Grundlage einer kritischen Edition manche Frage klären läßt. Die Arbeitsweise des Redaktors des ersten Teils der Spruchsammlung läßt sich im Vergleich mit den wenigen identifizierbaren Quellentexten ungefähr erkennen: er verfuhr mit ihnen außerordentlich frei. Nur ausnahmsweise übernahm er seinen Vorlagen ganze Sätze oder Passagen wörtlich. Er scheint im allgemeinen nicht bezweckt zu haben, den Gedankengang und Aufbau des ursprünglichen Textes in seiner Wiedergabe nachzuverfolgen. Dem ohnehin aus seinem inhaltlichen Zusammenhang gerissenen Textsplitter unterlegte er nicht selten - unter Beibehaltung einzelner Wendungen oder Wörter - einen anderen Sinn. In längeren Texten sprang er exzerpierend vor und zurück, stellte bei Aufzählungen häufig verschiedene Punkte nach eigenem Gutdünken um und neigte zu starker Kürzung. Daß im zweiten Teil der Spruchsammlung mit den wenigen Vorlagen, die zum Vergleich anstehen, viel weniger frei und eigenmächtig verfahren wurde, verstärkt die anfänglich geäußerte Vermutung, daß hier ein zweiter Redaktor am Werk gewesen sein dürfte, der das 'Buch der Vollkommenheit' fortsetzte." (Schneider, S. LXII-LXVII)

enthaltene Texte von Meister Eckhart:
20r: Spruch Pf. 17 (Parallelüberlieferung: Ba3, B14, Au3, S1, Wo5, He3, Ka11, M4, M30, M44, Mai2)

20v-21r: Spruch Pf. 18 (Parallelüberlieferung: Au3, S1, Wo5, He3, Ka11, M4, M30, M44, Mai2)

25r-27v: Exempel von den 10 Punkten, aus: Traktat Pf. 6 "Schwester Katrei" (Parallelüberlieferung: S1, Wo5, M14, He3, Ka11, M4, M30, M44, Mai2)

68v, 69v-71r: Predigt 5b (DW I), Fragment (nicht in DW I aufgelistet, aber in Quint, Überlieferung, S. 932) (Parallelüberlieferung, Exzerpte aus dem 'Buch der Vollkommenheit: He3, Ka11, M3, M4, M30, M44, Mai2)

71r-v: Spruch Pf. 68 "Meister Eckhart und der nackte Knabe", Fragment (Parallelüberlieferung: W13, M14, He3, Ka11, M4, M30, M44, Mai2)

71r-72r: Pf. Spruch 19 (Parallelüberlieferung: M14, He3, Ka11, M4, M30, M44, Mai2)

Neben Meister Eckhart werden als Verfasser einzelner Stücke genannt: "Bruder Hermann von Linz, Bruder Berchtold (Berthold von Regensburg) und die Heiligen Bernhard, Ambrosius, Thomas, Hieronymus, Augustinus, Gregorius, Antonius, Onufrius, Hilarius; das Gros der oft nur wenige Zeilen umfassenden Nummern ist anonym." (2VL 2, Sp. 556)
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Eingestellt am: 19. Feb 2013 11:52
Letzte Änderung: 14. Jul 2014 19:51
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